Sri Lanka - Edelsteine von Rathnapura

Rathnapura und die Edelsteine

 

Sri Lanka ist für seine Edel- und Halbedelsteine seit biblischen Zeiten berühmt. Geschürft werden hauptsächlich Saphire (in allen Farben), aber auch Rubine, blaue Mondsteine, Turmaline, Granaten, Spinelle, Aquamarine, blaue Topase, Katzenaugen, Quarze …

Die berühmtesten Edelsteine der Welt kommen aus Sri Lanka, so z. B. der „Blue Belle of Asia“ der englischen Krone.

Es wird angenommen, dass nur etwa 10 % des Edelsteinvorkommens entdeckt worden ist. Die restlichen 90 % warten noch auf ihre Auffindung. Zurzeit wird nur in und um die Stadt Pelmadulla geschürft. Die nächstgelegene Stadt ist Rathnapura, sie liegt inmitten von landwirtschaftlich genutzten Flächen im „Nirgendwo“ und gilt als Hauptstadt der Edelsteine. Nach wie vor kommt eine Vielzahl von Touristen nach Rathnapura, um Edelsteine und Schmuck günstig zu kaufen. Ein Besuch des Edelsteinmuseums in der Ortschaft Batugedara lohnt sich auf alle Fälle (Tel. 0094 779 320206 / Tuan Rafik Zain).

Die Sri-Lanker sind der Meinung, dass überall auf der Insel Edelsteine zu finden sind. Zum Beispiel wurden vor dem Bau des Hafens in Hambantota an der Südküste die Schürfrechte für das vorgesehene Bauland verkauft und tatsächlich wurden beträchtliche Menge an Saphiren und Halbedelsteinen gefunden.

In der Nähe von Hikkaduwa findet man den blauen Mondstein. Dieser braucht zur Entstehung Süß- und Salzwasser in der richtigen Zusammensetzung. Die Minen kann man besichtigen, es wird gezeigt, wie nach alter Tradition geschürft wird. Nur Mondsteine im Alter zwischen 3.000 und 10.000 Jahren werden verarbeitet, die jüngeren haben noch keinen schönen, milchigen Glanz, die älteren zerbröckeln. Der Legende nach kann man hellsichtig werden, wenn man zur Stunde des Vollmondes einen Mondstein auf die Zunge legt. Man darf daran glauben, kann daran zweifeln oder man probiert es aus.

Beim Beginn der Grabungsarbeiten darf ein Astrologe keinesfalls fehlen. Nachdem sich der Finanzier die Schürfrechte gesichert bzw. gekauft hat, wird der Astrologe gerufen – ein männlicher, Frauen haben bei dieser Arbeit nichts zu suchen. Der Astrologe prüft nun die Horoskope der an der Mine beteiligten Personen und kann feststellen, wie erfolgreich die Schürfung sein wird, bzw. wann der beste Zeitpunkt zum Beginn ist. Eine 24-stündige Puja, zelebriert von einem Priester, kann an dieser Stelle auch nicht schaden.

Zur vorgeschriebenen Stunde klettert nun der Mineur, bekleidet wie seit alters her nur mit einem Lendenschurz, in die bis zu zehn Meter tiefe Mine, ersucht die Götter um Glück und reichen Fund und beginnt mit der Arbeit.

Auch heute werden, wie schon seit Tausenden von Jahren, die Minen sehr primitiv angelegt. Holzstämme werden zum Abgrenzen und Abstützen der Mine verwendet, Wasser wird über Schläuche und Pumpen in die Schächte geleitet und das aufgeweichte Erdreich wird in Körben zu Tage befördert. Sofort ist ein Vorarbeiter zur Stelle, um das erste Auswaschen zu überwachen und größere Edelsteine sofort an sich zu nehmen. Die übrigen Steine werden nun nochmals in einer Wassergrube von Erdreich und Schmutz gereinigt und der Edelsteinfachmann kommt zum Einsatz: Er überprüft genau die Körbe auf kleinere, wertvolle Steine.

Die Zauberworte für eine erfolgreiche Edelsteinsuche sind: Geduld, exzellentes Sehvermögen, keine Abneigung gegen harte Arbeit in feuchter Umgebung und eine gehörige Portion Glück.

Nachdem Edelsteine in der Erde wachsen – wenn auch sehr, sehr langsam – wird nach singhalesischem Glauben angenommen, dass sie leben. Um sie nach dem Schürfen nicht zu „töten“, legt man sie in Wasser, damit ihr Glanz, ihr Leuchten und ihr Strahlen erhalten bleibt. Erst nach dem Schleifen sind diese Eigenschaften konserviert und der Edelstein kann getragen werden.

Edelsteine sind auf Sri Lanka nicht nur eine Wertanlage, aufgrund ihrer magischen Kraft werden sie oft als Glücksbringer getragen. Fast jeder Sri-Lanker hat einen goldenen Ring mit neun verschiedenen Edelsteinen; jeder dieser Edelsteine hat eine bestimmte Schutzfunktion bzw. soll dem Träger Glück bringen. Eine weitere Legende aus dem alten Ceylon erzählt folgende Geschichte: Ein junger Prinz trug einen großen Edelstein, ein Katzenauge, um sich vor Giftanschlägen zu schützen. Er überstand sieben solcher Attentate und zum glücklichen Ende konnte er den Thron besteigen.

Bewilligungen zum Schürfen werden vom entsprechenden Ministerium in Colombo nur vereinzelt erteilt und sind sehr kostspielig. Selbstverständlich muss auch für das Land, auf dem geschürft wird, eine Pacht bezahlt werden. Zum Schluss wird noch vom Staat eine Steuer in Höhe von 2,5 % des Verkaufswertes der Edelsteine eingehoben.

Minen betreiben hauptsächlich Singhalesen, der Handel erfolgt aus-schließlich durch Muslime. Der Wert eines Edelsteines kann erst nach dem Schleifen richtig geschätzt werden und somit erzielen die Händler die größeren Gewinne.